Lieber Mark,

 

des, was ich heut mit Dir bespreche möcht ist eichentlich gar nix neues.  Zumindest net für mich. Um ehrlich zu sein, des beschäftigt mich scho seit viele Jahr. Und zwar genau immer dann, wenn ich durch unsere so wunderschöne, ländliche Gegend in Bayern wandern darf und mir überwiegend im Sommer die Aache schmerze, wenn ich die so verschwenderisch in Plastichfolie eig’wickelte Heuballen da rum lieche, o guck muss. Des fühlt  sich fast scho so schmerzhaft o wie en Macheschwinger.

Die Dinger sehe doch  aus wie plastellierte Klopapierrolle im Großformat oder wie Riesen-Marshmellows, die unnere Gechend so verschandeln.

Manchmal fröch ich mich dann scho, für was diese Art der Heulacherung denn eichentlich gut sei söll. Des muss doch en gewichtige Grund geb‘, dass diese Umweltverschmutzung, diese Ressourcenverschwendung und nicht zuletzt diese Beleidigung der öffentlichen Optik, nicht nur nicht verboten ist, sondern offensichtlich auch noch staatlich subventioniert und g‘fördert werd!

Wie sich nun erst vor wenigen Tagen herausg’stellt hot, gibt es diesen „gewichtigen Grund“ tatsächlich.

Ich hob in meinere Facebook-Freunde-Runde efach emol danach g‘fröcht und siehe da – unter einigen Kommentaren, die jetz net so ernst genomme wer’n dürfe,  is auch eine dabei g’stanne, die  für mich jetza net ganz befriedigend aber durchaus sehr glaubhaft war. Zitat:  „Das Heu im Stadl trocknet nur so vor sich hin, wird weniger und bleibt Heu, in den Plastik-Pompons fermentiert es und hat einen höheren Nährwert für die Kühe. Dem schlauen Bäuerlein, das auf die Kasse schaut, schert die landschaftsästhetische Frage eher weniger ... leider.“ (An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an den Urheber dieser Zeilen.)

Aha! Eine Maßnahme also, die die Massentierhaltung unterstützen und somit unserer übersättigten Gesellschaft (Über)Gewicht Vorschub leisten soll? Somit also doch überflüssig?

Wenn’s nach mir geh’n dät, dann könnte folgende Punkte  anhand dieses einen, lausigen Themas ufgelöst wer‘n. Wenigstens!

 

1. Die Plastellierung wird aus umweltschutztechnischen Gründen ausgesetzt. Oder mit em annere Wort:  Des werd verbote.

2. In die Meere künnt nimmer so vui Plastik nei wie bisher.

3. Des Geld für die Folie und des, was die Gerätschafte dazu koste däten, falle für die Bauern wech, was unner die Lupe genomme

4..zu eig‘sparte Summe führt, die sie für en viel bessere Zweck (siehe Punkt 7) verwende könnte.

5. Ländliche Produkte mögen künftig vielleicht e bissele teuriger wer‘n, aber dafür würden die Menschen a nimmer so dick, weil sie wenicher Schäuferle esse däte.

6. Die Qualität würde um einiges besser sein.

7. Der Tourismus profitiert a no, weil sich die Urlauber wieder an die romantische Heuschober erfreuen könnte, die Dank der Einsparung von Punkt 4 zur Erbauung derselben verwendet werden.

8. Un schlussendlich, däte die Kinner in diesem, unseren Lande a wieder mehr wer’n. So wie früher, als die junge und  verliebte Pärle heimlich und aus ihrer Platznot heraus die Heuschober aufsüch musste.

 

 Ich kann mich no gut an en gewisse Strohtempel in mei’m Heimatstädtle erinnern. Der stand in der Nähe des Kriecherdenkmahls auf der annern Seite, direkt owe vo der alten Mainbrücke. Ich hob nie versteh‘ könn, was es mit diesem Strohtempel, den es heut‘ a nimmer gibt, auf sich g’habt hat. Mi hot a kenner desweche ufgegeklärt und nur wenige Wort- und Satzfetzen, die meine heutige Theorie unnerstreichen mögen, sen in mei’m Kopf hänge gebliebe.  Ein inzwischen verstorbener Bekannter meiner Eltern, ein Journalist, hat no zuletzt zweifelsohne zweideutige Anspielunge bezüglich dieses Tummelplatzes von damals g’macht. Er hat g‘sacht, dass die Sechziger net zufällig geburtenstarke Jahrgänge ufgewiese hätte und wer sich dort alles getroffe hatt‘…

 Seinen Bericht  hot er mit einer Handbewegung unnerstriche, die einen glauben lässt, er hätte sich die Hand verbrennt und do dazu hot er pfiffe und „Huijujuii! gerufe.

Wenn wir jetza e bissele Glück ham und unnere Familienministerin liest des, dann könnt die sich doch mit dem Landwirtschaftsministerium und annere, die da dafür nötig sind, zusamme setz‘ und die Sachemol bered. Ich könnt‘ mir gut vorstell, dass es hinnerher a wieder mit Nachwuchs aus eigene Reihe klappt.

Ach ja, und wenn jetz enner  Einwände bezüglich der Unbequemlichkeit haben sollte, die so  ein Heu- oder Strohhaufe halt emol mal an sich hat, da kann ich fast so beruhiche wie en Heubad:

Die Juchend sticht doch sowieso der Hafer. So oder so.

Oder? Was menst jetz Du dazu?

 

 

 

 

Also Anna,

Du schreibst ja vülle wejen son par Heudrops im Plastikmantel.  Wenn ick im Zuch sitze und durch die Landschaft jurke, sehe ich diese Riesentampons ooch immer, es sei denn, mein Blick bleibt  an den hübschen Windrädern hängen, die leise vor sich hindrehend die Vöjel schreddern.

Also mit den Heuschobern haste natürlich Recht, ich kann mich auch an manche Klassenfahrt erinnern und vorallem wie det Zeug jepiekt hat. Fermentiertes Heu ist das sicher hautfreundlicher, jerade an den empfindlichen Stellen.

Ja damals wurden Kinder nicht nur unter Schmerzen jeboren, sondern auch jezeugt.

Und mit den Rindviechern ist det sowieso so ne Sache, die sind einfach nich umweltkompatibel! Die Viecher fressen ja nicht nur Heu, fermentiert oda nich, nee sie entlassen auch als Ergebnis der fröhlichen Zusammmenarbeit ihrer vier Mägen, jede Menge Abgas in die Umwelt. Nu weeßte ooch warum det mit dem Klima immer schlimma wird.

Man munkelt ja, die in Brüssel wollen den Kühen jetzt einen Katalysator einbauen lassen. Vielleicht werden die aber auch in Plastik eingerollt. Kieken dann nur noch Hörner, Beene und Euter raus, damit man se von den Heubonbons unterscheiden kann.

Man könnte natürlich auch auf die Segnungen der Gentechnik zurückgreifen.  Gentechnisch weiterentwickelte Kühe fressen dann nur noch Papier.  Neuentwickelte Druckertinten werden mit Vitaminen und Aromastoffen angereichert.  Was dann hinten rauskommt, sind edle Düfte und bunte Kuhfladen.  Beides dient dem Wohlgefühl der Touristen und hebt damit die Lebensqualität für alle.

Heu wird dann nur noch für den Sex, Alternativmedizin sowie exotische Speisen benötigt und für Meerschweinchen.

In der zweiten Phase werden dann die Tiere in Brüssel bei der EU zu den dortigen Rindviechern gebracht, weil die dort das meiste Papier produzieren.  So läuft der Betrieb in Brüssel munter weiter und der Appetit der Kühe erspart dem Rest Europas den ganzen Mist lesen zu müssen.  Er erfreut sich an bunten Kuhfladen die dann ein Aktionskünstler  in den Metropolen zur Geltung bringen kann.

Also wenn det keine geniale Lösung ist weeß ick ooch nich.

Herzlichst Dein Mark